Schwäbische Post vom 28.2.21
⇒Artikel der Schwäbischen Post vom 28.2.2021
Bildung Die Schillerschule ist die erste voll digitalisierte Schule in Aalen.
Was das bedeutet und was es dort nach der Sanierung sonst noch für Neuerungen gibt.
Aalen
Kreide sucht man hier nun vergeblich. Als erste Schule in Aalen ist die Gemeinschaftsschule Schillerschule komplett digitalisiert. Die Lehrertische mit den digitalen Tafeln werden hier bereits überall eingesetzt. Doch nicht nur das. Nach Abschluss fast aller Sanierungsarbeiten ist die Schule auch sichtbar auf dem Weg, für die 400 Schülerinnen und Schüler der Klassen 1 bis 10 Schule zum Lebens-, statt nur zum Lernort zu machen.
Bei all dem sei man in der Schillerschule und auch in der Kocherburgschule schon sehr weit, so Bürgermeister Karl-Heinz Ehrmann beim Ortstermin. Ehrmann hat die sieben Millionen Euro Kosten umfassende Sanierung und Umsetzung der Digitalisierung als Projektleiter begleitet. Wobei letztere „ein Werkzeug sei, nicht ein Selbstzweck“. Hier sei man an beiden Schulen aber schon „sehr, sehr weit“. Alle anderen weiterführenden Schulen sollen bis 2022 folgen, danach die Grundschulen und sonderpädagogischen Bildungseinrichtungen.
Ein Werkzeug, nicht ein Selbstzweck.
Neue Lerninseln: Wer vom lichten Foyer aus in den Gang rechts hineinspickt, und die Schule kennt, sieht sofort: Hier hat sich mit der Sanierung viel verändert. Neue, bunt gestaltete Nischen mit Tisch und Bank in den Gängen fallen besonders auf. „Lerninseln“, nennt Rektor Karl Frank diese Plätze. Hierhin können sich die Kinder und Jugendlichen mal in Gruppen oder auch alleine zurückziehen und an den Aufgaben tüfteln. „Der Raum als dritter Pädagoge neben den Mitschülern und den Lehrern“, beschreibt Karl Frank die Idee dahinter.
Lernstudios: Dies wird auch in den neuen Lernstudios umgesetzt. Zimmer mit orangefarbenen, grünen und blauen Stühlen, geschwungenen Tischen, bunten Fächern für die Arbeiten der einzelnen Schüler, Regalen mit Büchern und Lernmaterialien und einer Ecke, in der man die Schuhe ausziehen muss: Hier kann im Lese-Sitzsack auch mal „liegend“ gelernt werden. Vor Ort in den Lernstudios, in denen die Kinder individuell gefördert und inkludiert werden, ist auch Christa Bich. „Die Schüler fühlen sich hier richtig wohl, wie im Wohnzimmer. Hier herrscht keine Klassenzimmeratmosphäre“, erzählt die pädagogische Assistentin.
In einem solchen hat Lehrerin Larissa Hahn in ihrer ersten Klasse im Matheunterricht den digitalen Schreibtisch im Einsatz. Die Aufgabe aus der Fibel überträgt sie direkt über die Dokumentenkamera auf den Monitor. Kurz darauf zieht die Lehrerin diesen nach unten. Kästchen wie auf einer Kreidetafel sind nun auf dem Bildschirm zu sehen und Schülerin Aadya kommt nach vorne und umkreist mit dem digitalen Stift eine Menge von Dreiecken. Tippt den digitalen Radiergummi im Menü an und korrigiert sich. „Die Kinder haben das sehr schnell gelernt“, sagt Larissa Hahn.
PC, Apple-TV, WLan ermöglichen es, von einer Station aus auch Audiodateien oder Videos abzuspielen, das Klassenbuch zu pflegen, Wochenpläne zu erstellen, wie Konrektor Stefan Schill erklärt. Die Tische – in der Schillerschule sind es 25 – seien den ganzen Tag in Betrieb. Geschult werden die Lehrkräfte im Einsatz der Medien durch einen Kurs bei der Vhs, ergänzt Karl-Heinz Ehrmann. 50 seien es im letzten Kurs gewesen. Zudem gebe es für die Lehrkräfte Selbstlernmodule. Ein eigener Server steht der Schule zusammen mit der Galgenbergschule zur Verfügung – Probleme würden durch ein externes Team innerhalb von zwei Tagen gelöst.
Fachräume, Betreuung, Fitnessraum: Alles wurde auch hier auf den aktuellsten Stand gebracht. Die Werkbänke im Technikraum höhenverstellbar, die Schulküche neu und blitzblank und auf den Labortischen der Sekundarstufe raucht die chemische Verbindung nun auf hellem Untergrund. Auch der Betreuungsbereich wurde ähnlich wie die Lerninseln modernisiert. Neu bestückt wird nun noch der Fitnessraum, die Schulhofsanierung schreitet ebenfalls weiter voran.
„Ich bin fast ein wenig neidisch“ sagt Wolfgang Schmidt, Elternbeiratsvorsitzender. Nun sei man ganz vorne mit dran bei der Digitalisierung und habe in ein paar Jahren nicht schon wieder ein völlig veraltetes System. Auch wenn es vielleicht zwei, drei Jahre dauere, bis noch auftretende Probleme gelöst seien. Er sehe die Entwicklung „mehr als positiv“, so Schmidt. „Und der Tafeldienst fällt auch aus.“